1960er und 1970er Jahre

Der Fernwärmeaufbau beginnt in Saarbrücken

Ein Blick in die Geschäftsbücher von 1963 zeigt, dass bereits vor der Umwandlung der Städtischen Werke Saarbrücken in eine Aktiengesellschaft die Betriebsergebnisse bei der Strom- und Wasserversorgung sowie beim Betrieb des Osthafens positiv sind, sich die Verluste der Bäder jedoch auf 1,5 Millionen DM und die der Fernwärmeversorgung auf  286.200 DM belaufen. Die Wirtschaftlichkeit des Gesamtunternehmens wird also schon damals durch den Versorgungsbetrieb bestimmt.

Die Kosten für den in den folgenden Jahren anstehenden Aufbau des bis dahin kaum erprobten Fernwärmenetzes werden von den Stadtwerke-Vorständen auf 100 Millionen DM geschätzt. Für den Bau eines Heizkraftwerkes sowie für die Anlagen der Fernwärmeversorgung werden 1963 rund 1,9 Millionen DM ausgegeben.

Zum 31. Dezember 1963 sind außer dem Passage-Kaufhaus sieben Abnehmer an die Fernwärmeleitung angeschlossen. 1964 werden dann die ersten Bewohner des Saarbrücker Eschbergs mit Fernwärme versorgt. Ausschlaggebend dafür: das Heizkraftwerk Römerbrücke.

Technologisches Neuland

Heizkraftwerke Römerbrücke: Ein 177 Meter hoher Kamin hilft dabei, die Abgabe von Emissionen in die unmittelbare Umgebung zu verringern. - SW

Heizkraftwerke Römerbrücke: Ein 177 Meter hoher Kamin hilft dabei, die Abgabe von Emissionen in die unmittelbare Umgebung zu verringern. - SW

Heizkraftwerke Römerbrücke: Ein 177 Meter hoher Kamin hilft dabei, die Abgabe von Emissionen in die unmittelbare Umgebung zu verringern. - SW

Die frühere Römerbrücke ist Namensgeberin für das Heizwerk zur Fernwärmeerzeugung, das die Stadtwerke Saarbrücken 1964 am Ufer der Saar zur Versorgung des Wohngebietes Eschberg und eines Gewerbegebietes errichten. Drei Jahre später, im Jahr 1967, wird eine 20-Megawatt-Spitzenlastturbine zur Stromerzeugung nachgerüstet: die Geburtsstunde der Kraft-Wärme-Kopplung in Saarbrücken. Das Heizwerk Römerbrücke wird zum Heizkraftwerk.

Mitte der 1970er Jahre erfolgt die Erweiterung mit einer Gasturbinen-Anlage (STAG), die sowohl Gas als auch Öl verfeuern kann. Das Kraftwerk Römerbrücke am Stadtrand Saarbrückens wird zum Schrittmacher für eine nachhaltige Energieversorgung, die sich die neuesten technischen und ökologische Standards zu Nutze macht.

Heute ist das Fernwärmenetz der Stadtwerke Saarbrücken 181 Trassenkilometer lang und versorgt rund 11.000 Privathaushalte sowie öffentliche Einrichtungen und Industriegebäude mit Raumwärme und Warmwasser.


Was ist Fernwärme? Fernwärme ist thermische Energie, die in Kraftwerken bei der Stromerzeugung entsteht. Durch Kraft-Wärme-Kopplung wird sie nutzbar gemacht und über ein weit verzweigtes, unterirdisches Fernwärmenetz direkt in die Häuser transportiert und dort in die Zentralheizungen eingespeist. Das abgekühlte Wasser wird danach wieder in das Heizkraftwerk zurückgepumpt. Durch die gleichzeitige Erzeugung von elektrischer Energie und Wärme kann die Primärenergie bis zu 85 Prozent genutzt werden. Damit ist Fernwärme äußerst umweltfreundlich.

Wie funktioniert eine GuD-Anlage?

In einem Gas-und Dampfturbinenkraftwerk ( GuD-Anlage) wird gleichzeitig mit einer Gasturbine und einer Dampfturbine Strom erzeugt. Dazu werden Erdgas und verdichtete Luft in der Brennkammer der Gasturbine zusammengeführt und gezündet. Über einen gekoppelten Generator erhält man zunächst elektrische Energie. Mit den Abgasen der Gasturbine wird in einem Kessel Wasserdampf erzeugt. Dieser treibt die Dampfturbine an, die über einen zweiten Generator ebenfalls Strom erzeugt. Die Restwärme wird in das Fernwärmenetz eingespeist.


 

Wasser – ein kostbares Gut

Pipeline-Pioniere im Hitzesommer 1976 - SW

Pipeline-Pioniere im Hitzesommer 1976 - SW

Pipeline-Pioniere im Hitzesommer 1976 - SW

Lange Zeit konnten die beiden Wasserwerke der Stadtwerke Saarbrücken in St. Arnual und Rentrisch mit einer Jahresförderkapazität von sechs Millionen Kubikmetern den Wasserbedarf der Landeshauptstadt decken. 1930 liegt der Wasserverbrauch Saarbrückens mit seinen 130 000 Einwohnern und der Industrie bei 4,4 Millionen Kubikmetern.

Doch mit dem Bauboom in den 1950er Jahren steigt der Wasserbedarf deutlich schneller an als erwartet. Im Hitzesommer 1959 müssen die höher gelegenen Stadtteile Saarbrückens über mehrere Wochen durch Wasserwagen mit Trinkwasser versorgt werden. Diese Notlage hat zur Folge, dass am 24. Juli 1961 unter Beteiligung mehrerer Landkreise sowie der Stadt Saarbrücken der "Zweckverband Wasserversorgung Bliestal" gegründet wird. Aufgabe des Zweckverbands ist es, Wassergewinnungsanlagen und Rohrleitungen zu errichten; die Planung, Kostenkalkulation und Bauüberwachung übernehmen die Stadtwerke Saarbücken.1966 wird das Wasserwerk in Wolfersheim in Betrieb genommen. Mit einer Jahresfördermenge von fünf Millionen Kubikmetern kann nun der Wasserbedarf Saarbrückens und einiger Gemeinden im Bliestal gedeckt werden.

Als neuer Betreiber übernehmen die am 23. Dezember 1969 gegründeten Wasserwerke Bliestal GmbH die Anlagewerte des Zweckverbands Wasserversorgung Bliestal. Wasserknappheit stellt aber auch in den Folgejahren ein Problem dar; im Dürresommer des Jahres 1976 müssen die Wasserwerke Bliestal sogar vorübergehend den Wassernotstand ausrufen. Zehn Jahre nach der Inbetriebnahme des Wasserwerks Wolfersheim wird die Bohrung weiterer Brunnen und der Bau eines weiteren Wasserwerks beschlossen: das Wasserwerk in Blickweiler, welches am 10. September 1982 eröffnet und 1983 von der Wasserwerke Bliestal GmbH übernommen wird.

Mit positiven „Auswirkungen auf die Volksgesundheit“: die Eröffnung der Saarbrücker Bäder

In den 1970er Jahren nehmen drei Bäder in Saarbrücken ihren Betrieb auf. Das Kombibad Fechingen öffnet am 13. Mai 1972 seine Türen, das Hallenbad Dudweiler wird am 18. August 1973 eröffnet. Am 20. November 1975 empfängt das Kombibad in Altenkessel seine ersten Gäste.

20.8.1973 Eröffnung des Badebetriebs im Hallenbad Dudweiler, - SW

20.8.1973 Eröffnung des Badebetriebs im Hallenbad Dudweiler, - SW

20.8.1973 Eröffnung des Badebetriebs im Hallenbad Dudweiler, - SW


Stadtwerke Saarbrücken Bäder GmbH: Am 1. Januar 1997 übernimmt die Stadtwerke Saarbrücken Bäder GmbH, hervorgegangen aus der am 1. Juli 1996 gegründeten Bäderbetriebsgesellschaft Saarbrücken GmbH, den Betrieb des Dudobads und am 1.Juli 1998 den Betrieb des Fechinger Kombibads. Zusammen mit dem Dudweiler Freibad, dem Schwarzenbergbad (Toto-Bad) und dem Kombibad Altenkessel betreiben die Stadtwerke Saarbrücken fünf Bäder in Saarbrücken. Was wenige wissen: Das Kombibad in Fechingen und das Hallenbad in Dudweiler gehören den Stadtwerken Saarbrücken.


 

Abschied von der alten Straßenbahn

Letzte Fahrt der Straßenbahn am 22.Mai 1965, hier im oberen Malstatt an der jetzigen Haltestelle Pariser Platz/St. Paulus - SW

Letzte Fahrt der Straßenbahn am 22.Mai 1965, hier im oberen Malstatt an der jetzigen Haltestelle Pariser Platz/St. Paulus - SW

Letzte Fahrt der Straßenbahn am 22.Mai 1965, hier im oberen Malstatt an der jetzigen Haltestelle Pariser Platz/St. Paulus - SW

Zwischen 1958 und 1965 stellt die Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal AG nach und nach alle Straßenbahnstrecken sowie zwei Oberleitungs-Bus-Strecken auf Diesel-Omnibusse um. Mit der endgültigen Stilllegung der Straßenbahn am 22. Mai 1965 wird aus der Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal AG ein reiner Busbetrieb, die „Saartal-Linien".

Bereits im Mai 1962 werden Baumaßnahmen zum Wiederauf- und Ausbau des Busbetriebshofes eingeleitet. Die ersten Abstellhallen können bereits 1963 bezogen werden, die neue Omnibuswerkstatt mit Wartungshalle für 350 Fahrzeuge geht 1967 in Betrieb. Über 30 Jahre lang werden ausschließlich Busse den städtischen Nahverkehr in Saarbrücken bestimmen.

Saarbrücken stellt auf Erdgas um

Abzünden der letzten Fackel Koksgas - SW

Abzünden der letzten Fackel Koksgas - SW

Abzünden der letzten Fackel Koksgas - SW

Ähnlich wie bei der Wasserversorgung zeigt sich bereits Anfang der 1970er Jahre, dass die von den Hütten zur Verfügung stehende Menge an Kokereigas nicht mehr zur Versorgung der gesamten Stadt ausreicht.

Die Lösung sehen die Verantwortlichen in der Umstellung der Gasversorgung von Koks- auf Erdgas. Mit klaren Vorteilen: Im Vergleich zum Kokereigas hat Erdgas den doppelten Heizwert, sodass der Querschnitt der im Boden liegenden Rohre ausreicht, um die doppelte Wärmemenge fortleiten zu können.

Noch bis in die 1990er Jahre werden die Stadtwerke Saarbrücken Netze für Erd- und Koksgas betreiben und für die Erhaltung der heimischen Koksindustrie beträchtliche Summen aufbringen. In die Umstellung der Stadt auf Erdgas investieren die Stadtwerke in diesem Zeitraum 30 Millionen DM.

Erst 1994 wird das letzte Koksgas in der Landeshauptstadt abgezündet werden. Das Kapitel der Saarbrücker Koksgasversorgung ist ­damit nach fast 140 Jahren beendet.